Ulmer Nährboden

Ulmer Nährboden

Entwicklung zu einer digitalen Stadt

Ulm beschäftigt sich seit intensiv mit den Themen der Digitalisierung im Zusammenhang mit Stadtentwicklung. Dies machen die vielzähligen Projekte zur Digitalisierung deutlich. Die Stadt arbeitet strategisch und kontinuierlich an zentralen Themenfeldern, die den Nährboden für den Erfolg der smarten Stadt legen.

Diese vier Felder sind:

  • Teilhabe der Bürgerschaft und Fünfklang
  • Nachhaltige Strukturen
  • Eingesetzte Verfahren und Methoden
  • IT-Infrastruktur

Ulmer Fünfklang

Ulm als lebendige Bürgerstadt

Die Teilhabe der gesamten Stadtgesellschaft bildet die Grundlage, den Weg der Digitalisierung erfolgreich und vor allem nachhaltig zu beschreiten. Sie legt das Fundament, um Berührungsängste abzubauen und echten Mehrwert zu schaffen.

Nur so kann sichergestellt werden, dass die Digitalisierung sich nutzerzentriert und zum Wohl der Gemeinschaft entwickelt, statt zum Selbstzweck zu werden.

Die verschiedenen Akteursgruppen werden dabei mit unterschiedlichen Zielsetzungen eingebunden.

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I. Bürgerschaft

Der Bürgerschaft wird eine niederschwellige Beteiligung ermöglicht. Die Ansprache erfolgt stets zielgruppengerecht, um alle Ulmerinnen und Ulmer zu erreichen. Die aktive Mitgestaltung wird vorangetrieben und durch mögliche Ansätze im Bereich von Gamification unterstützt.

Zusätzlich beschäftigt sich die Stadt Ulm mit dem Aufbau eines Bürgerbeirat, der aus zufällig ausgesuchten Mitglieder besteht, um einen möglichst repräsentativen Querschnitt der Bürgerschaft direkt mit in die Stadtentwicklung zu integrieren. Dieses bietet sich vor allem für die Umsetzungsphase an, wenn konkrete Maßnahmen spezifiziert und noch enger an die Bedürfnisse der Bürgerschaft angepasst werden sollen.

Für die Umsetzungsphase ist die konzeptionelle Planung eines Bürgerrats durch die geschaffene Open Government Stelle geplant und wird dort zentral verortet.

II. Wirtschaft

Die wirtschaftlichen Akteure des starken Ulmer Ökosystems werden eingebunden, um Ideen frühzeitig mitzuentwickeln und Technologien über schnelle Prototypen in die Anwendung zu bringen. Gleichzeitig tragen sie dazu bei, auch große Lösungen umzusetzen und in den langfristigen Betrieb zu übernehmen.

Dabei dienen existierende Netzwerke wie der Digital Hub (Digitalisierungszentrum) und die Initiative.ulm.digital als Multiplikatoren.

III. Wissenschaft

Die Wissenschaft setzt Impulse und ist Partnerin für Innovation und technologischen Fortschritt. Sie sichert den
zukunftsfähigen Erfolg der Smart City Maßnahmen und trägt zum Ruf als Erfinder- und Wissensstadt bei. Dabei werden zukunftsweisende Technologien über die Anwendungsforschung bis hin zu Prototypen entwickelt. Um die Zusammenarbeit mit den Wissenschaftlichen Instituten auch nachhaltig zu verankern, werden Kooperationsverträge mit der Universität Ulm, der Technischen Hochschule Ulm, der Hochschule Neu-Ulm sowie der Zeppelin Universität in Friedrichshafen geschlossen.

IV. Verwaltung

Die beschriebenen Prozesse werden durch die Verwaltung ermöglicht, indem sie nutzerorientierte und anpassbare Formate bereitstellt, um den Austausch zu ermöglichen. Gleichzeitig setzt sie wichtige regulatorische Impulse, um sicherzustellen, mit allen Maßnahmen das Gemeinwohl im Blick zu behalten. Diese Prozesse müssen zunächst aufgebaut und aktiv gesteuert werden.

Zur Koordination dieser zielgerichteten Kommunikation werden zentrale Strukturen benötigt, die verschiedenen Ansätze unter verschiedenen Zielgruppen zusammenzuführen und als gemeinsame Aktivitäten als Abbild der Stadt Ulm zu vermarkten.

V. Politik

Die Politik ist über den Gemeinderat als Hauptorgan eng mit dem Projekt verzahnt. Der Gemeinderat ist das zentrale Steuerungsgremium, in dem die Ausgestaltung und Ausrichtung des Vorgehens beschlossen wird.

Alle strategischen Beschlüsse werden durch den Gemeinderat geprüft und dort (oder über Fachausschüsse) entschieden. Dazu gehört auch die IT-AG, welche sich aus Mitgliedern des Gemeinderats zusammensetzt.

Ulmer Weg

Der Ulmer Weg verbindet Lebensqualität und bürgerschaftliche Tradition mit wirtschaftlicher Perspektive

Lebendige Bürgerstadt

Die Ulmer Bürgerschaft hat in der Vergangenheit viel geleistet und zeichnet sich durch ihre eigene Art aus. Eine Meisterleistung ist beispielsweise der über 200-Jahre andauernde Bauprozess des Ulmer Münsters, welches allein durch die Ulmer Bürgerschaft gebaut wurde und das Wahrzeichen der Stadt ist. Ein weiteres Zeichen für die Emanzipation der Bürgerschaft ist der Schwörmontag. An diesem Tag wird der Rechenschaftsbericht des Oberbürgermeisters gegenüber den Bürgerinnen und Bürgern abgelegt – eine Tradition, die sich bis ins Jahr 1345 zurückverfolgen lässt.

Ulmer Bürger*innen
Fotos aus Ulm

Selbstbewusst und engagiert

Die Ulmer Bürgerschaft zeichnet sich durch ein breites Engagement in Vereinen und Verbänden, Kirchen, karitativen und anderen gemeinnützigen Organisationen aus. Dieses Engagement soll auch in einer immer technologischeren Welt aufrechterhalten werden. Deswegen sind die Grundsätze der Ulmer Digitalisierungsstrategie: offen, für alle, clever und nachhaltig. Außerdem setzt Ulm auf technologische Souveränität, indem sich die Stadt die Unabhängigkeit von digitaler Infrastruktur und Diensten behält und auf Open-Source-Lösungen setzt.

Erfinderstadt

Ulm wurde auch durch Berühmtheiten geprägt wie Albrecht Berblinger – Erfinder und Flugpionier, Albert Einstein – Entdecker der Relativitätstheorie und Conrad-Dietrich Magirus – Technologiepionier und Unternehmer. Aber auch darüber hinaus bietet Ulm Platz für zahlreiche bekannte Unternehmen, wie die Seeberger GmbH, Siemens AG und die Breuer GmbH. Die digitale Transformation wird den Erfindergeist der Stadt brauchen, denn die Karten in Bezug auf die Standortpolitik und Stadtentwicklung werden mit der Digitalisierung neu gemischt.

Fotos aus Ulm
Fotos aus Ulm

Tolerant und weltoffen

In Ulm leben mittlerweile über 140 verschiedene Kulturen friedlich zusammen – mehr als jeder zweite Einwohner hat Wurzeln in einem anderen Kulturkreis. Ulm ist Wissenschaftsstadt und befindet sich in einer sehr wirtschaftsstarken Region. Beide Kompetenzen sind für die neuen Stadtbürger die Hauptgründe, um nach Ulm zu ziehen. Ulm möchte sich diese Offenheit bewahren, denn sie bildet ein Fundament für das Gemeinwohl der Stadt.

Unsere Region

Innovationsregion Ulm

Ulm ist eine sehr gut vernetzte Stadt und tief verwurzelt mit der Donau-Iller Region.

Sie umfasst den Stadtkreis Ulm, den Alb-Donau-Kreis und den Landkreis Biberach in Baden-Württemberg sowie die kreisfreie Stadt Memmingen, den Landkreis Günzburg, den Landkreis Neu-Ulm und den Landkreis Unterallgäu in Bayern.

Die gute Verkehrsanbindung und die Lage im Süden unterstützt die Region darin eine der wirtschaftlich dynamischsten und gründungsaktivsten Regionen Deutschlands zu sein.

Aus den Herausforderungen ergeben sich drei Zukunftsthemen für die Region: Mobilität, Energie und Digitalisierung.

Zukunftsaufgaben

Vier übergreifende und querschnittsorientierte Zukunftsaufgaben sind für die Stadt von besonderer Bedeutung: Ulm im Wandel, Wachsende Stadt, Nachhaltige Stadtentwicklung, Klimaschutz und Kreislaufwirtschaft und Umgang mit Daten.

Wachsende Stadt

Wachsende Stadt

Ulm erfährt ein rasantes Bevölkerungswachstum. Im Zeitraum von 2012 bis 2018 ist die Zahl der Beschäftigten auf 126.000 Einwohner angestiegen. Dieses Wachstum wird weiter zunehmen.

Außerdem zieht die prosperierende Wirtschaft zahlreiche Pendler in die Stadt. Die steigende Zahl an Einwohnern hat in den vergangenen Jahren zu einer Nutzungskonkurrenz zwischen Wohnungs- und Gewerbefläche geführt. Der ansteigende Personen- und Güterverkehr und die Nähe zu den Metropolregionen stellt die Stadt vor die zentrale Frage: Wie kann bei knapper Flächenverfügbarkeit angemessen Wohn- und Gewerberaum zur Verfügung gestellt, ein zukunftsgerichtetes, nachhaltiges Mobilitätskonzept entwickelt und die Innovationskraft der Wirtschaft aufrechterhalten werden.

Die Digitalisierung im Zusammenhang mit Wohn- und Gewerberaum kann dabei unterstützen, die Nutzung von Räumlichkeiten zu verdichten. Dies veranschaulicht der digitale und mobile Arbeitsplatz verbunden mit dem Homeoffice. Auch Multifunktionsorte verbunden mit Co-Working Spaces führen zur Verdichtung der Raumnutzung.

Wandel

Ulm im Wandel

Die Digitale Transformation wird auch in der Bürgerschaft Veränderungen bewirken. Schon heute verändert sie das soziale Miteinander, welches zunehmend im virtuellen Raum stattfindet.

Alle Menschen in Ulm sollen zu einer selbstbestimmten und souveränen Teilhabe am gesellschaftlichen Alltag befähigt werden. Dazu ist ein kontinuierlicher persönlicher Erwerb digitaler Kompetenzen, also lebenslanges Lernen, unerlässlich. Die Vermittlung dieser Kompetenzen begleiten die Bürger ein Leben lang: beginnend in der Schule, über die Aus- und Weiterbildung oder im Studium, im Beruf und darüber hinaus.

Die Kultureinrichtungen in der Stadt verstehen sich als Impulsgeber und einladende Orte. Sie nutzen digitale Möglichkeiten für die Entwicklung neuer Angebote und bieten niederschwellige Zugänge.

Benachteiligte Menschen sollen unterstützt, der solidarische Zusammenhalt gestärkt werden und gesellschaftliche Barrieren abgebaut werden. Unabhängig von sozialer Herkunft, Handicaps, Sprache sowie Bildungs- und Einkommensniveau sollen individuelle Entwicklungschancen verbessert werden.

Nachhaltigkeit

Nachhaltige Stadtentwicklung, Klimaschutz & Kreislaufwirtschaft

Die globalen und lokalen Entwicklungen zeigen immer deutlicher, dass Kommunen resilienter werden müssen, um sich an die Veränderungen der Zeit anpassen zu können.

Digitalisierung bietet dabei zusätzlichen Chancen, dies zu erreichen. Nachhaltigkeit versteht sich als ganzheitlicher Ansatz, indem ein Gleichgewicht zwischen sozialen, ökologischen und ökonomischen Aspekten hergestellt wird. Das Thema nachhaltige digitale Stadtentwicklung betrifft insbesondere das Ziel 11 – Nachhaltige Städte und Gemeinden. Hier geht es unter anderem um Energie- und Ressourceneinsparung, inklusive und partizipative Stadtplanung als auch den Technologieeinsatz für alle Bevölkerungsschichten sinnvoll und nutzenstiftend zu steuern. Die Stadt Ulm hat sich zum Ziel gesetzt, im Bereich der nachhaltigen Entwicklung Vorreiter zu werden.

Die Digitalisierung soll sie in diesem Bestreben unterstützen. Seit 2018 laufen im Kontext des Projektes Zukunftsstadt 2030 Aktivitäten, die sich auf das Thema Nachhaltigkeit und Digitalisierung spezialisiert haben. Diese Aktivitäten sollen innerhalb dieser Zukunftsaufgabe ausgebaut werden.

Die Kreislaufwirtschaft leistet einen wesentlichen Beitrag zur Erreichung der nachhaltigen Entwicklungsziele, unter anderem Ziel 11 und Ziel 13 (Klimaschutz), denn mit Hilfe dieses Ansatzes werden die Material- und Energiekreisläufe optimiert und möglichst geschlossen. Die führt zu (signifikanter Ressourceneinsparung und reduziert die Emission von Treibhausgasen.

Durch die Digitalisierung entstehen Schlüsseltechnologien wie IoT Plattformen und künstliche Intelligenz, welche die Ausweitung der Kreislaufwirtschaft vereinfachen. Gleichzeitig eröffnet sie Chancen für die Entwicklung neuer Geschäftsfelder und Geschäftsmodelle.

Urbaner Datenraum

Umgang mit Daten

Damit sich alle Menschen selbstbestimmt im digitalen Alltag bewegen können, fördert die Stadt Ulm die technologische Souveränität und einen ethischen Umgang mit Daten.

Der Umgang mit Daten legt fest, dass Daten im Hoheitsbereich der Stadt bleiben und nach den städtischen Spielregeln genutzt werden. Nur dann bleibt die Smarte Stadt auch in den Händen der Bürgerschaft. Technologische Souveränität bezieht sich darauf, Open Source Software, dezentrale Technologien, Offene Standards und Open Data zu nutzen.

Die lokale Digitale Community treibt den Prozess der technologischen Souveränität an und wird unterstützt durch eine enge Einbindung der Bürgerschaft. Auf diese Art und Weise wird sichergestellt, dass die Steigerung des Ulmer Gemeinwohls der Motor für die Digitalisierung ist.

Indem Ulm Code und Daten der Öffentlichkeit zur Verfügung stellen, setzt die Stadt außerdem darauf, langfristig autonom und unabhängig von privatwirtschaftlichen IT-Unternehmen zu bleiben und den Bürgern einen transparenten Umgang mit ihren Daten zu garantieren. Datenethik ist ein zentrales Element der technologischen Souveränität.

Deswegen besitzt Ulm bereits ein vom Gemeinderat ratifiziertes Datenethik-Konzept. Es schafft die Voraussetzung, dass mit persönlichen und anderen schützenswerten Daten sorgsam, transparent und sparsam umgegangen wird. Derzeit wird eine zentrale, offene Datenplattform aufgebaut. Sie ist Grundlage für den urbanen Datenraum.

Die Datenplattform verbindet die in der Stadt befindlichen Sensoren und unterstützt die Vernetzung verteilter Datenquellen. Dadurch können städtische Problemlagen identifiziert, Zusammenhänge und Auswirkungen besser analysiert und passgenauere Lösungen dafür entwickelt werden. Sie bietet eine Chance, für Innovation und neue (soziale) Geschäftsmodelle, welche von der regionalen Wirtschaft entwickelt werden können. Dadurch wird die Stadt darin bestärkt, auch in Zukunft ein Zentrum für Wissen und Beschäftigung zu bleiben.