Handlungsfeld
Handel, Innenstadt & Tourismus
Handel, Gastronomie, Dienstleistungen, Tourismus, Kultur und Wohnen bleiben auch in Zukunft die wichtigen Nutzungen der Innenstadt. Durch die Digitalisierung ist dieser Nutzungsmix stark im Wandel. Dafür braucht es neuartige Nutzungskonzepte, die digital gestützt werden.
Herausforderungen
Viele Jahrzehnte lang stand die Kommerzialisierung der Innenstädte mit Ladenmeilen, Warenhäusern und der „Fortschritt durch Technik“, z.B. als Autostadt, im Zentrum der urbanen Planung. Die Innenstadt der Zukunft wird sich davon wesentlich unterscheiden. Damit werden das Einkaufserlebnis, die Kundenorientierung und die Innenstadt als Aufenthalts- und Begegnungsraum in den Vordergrund rücken.
Expansion des Onlinehandels
Das enorme Wachstum des Onlinehandels (durch niederschwelliges, kundenorientiertes Einkaufen) definiert neue Anforderungen und Ansprüche, die heute mit dem Einkaufen einhergehen. Viele stationäre Einzelhändler insbesondere aus Branchen mit gut vergleichbaren Massenprodukten und austauschbaren Einkaufskonzepten wie Fashion, Schuhe und Elektronik finden sich heute im direkten Preiskampf mit den Onlineplattformen wieder.
Kultur- und Strukturwandel
Der Einzelhandel ist nicht länger nur Versorger, sondern wird zum Dienstleister. Besitz zu erwerben, wird teilweise – wie beim Carsharing – in den Hintergrund rücken. Kollaborative und Sharing-Konzepte und Plattformen nehmen zu.
Maßgeschneiderte Waren
Austauschbare Einkaufskonzepte mit vergleichbarer Massenware, insbesondere im Bereich Kleidung, Textil und Elektronik werden abnehmen.
Mangelnde Expertise und Verständnis
Bei vielen Betrieben und Händlern gibt fehlt es beim Thema Digitalisierung noch an nötiger Expertise, Kapazität und Verständnis.
Mangelnde Onlinepräsenz
In der Regel verfügt insbesondere der kleinteilige Einzelhandel nicht über „digitale Schaufenster“ bzw. über die entsprechende Online-Auffindbarkeit.
Touristisches Potenzial nicht ausgeschöpft
Beim Tourismus bleibt Ulm hinter ihrem touristischen Potenzial zurück. Die Gästestruktur ist derzeit einem Wandel unterworfen.
Ziele
Einkaufserlebnis mit absolutem Kundenfokus
Die Ausrichtung nach den Bedürfnissen der Kundschaft, Gäste und Bewohner*innen wird ausschlaggebend für einen erfolgreichen Wandel sein. Dieser beginnt mit Selbstverständlichkeiten wie dem bargeldlosen Bezahlen, der digitalen Auffindbarkeit, Online/Offlineangeboten und einem freundlichen und kompetenten Service vor Ort.
Ein Mix aus Online und vor Ort
Die Zukunft des Einzelhandels wird in hybriden Ansätzen, d.h. in der Kombination aus Online- und Offlineformaten liegen. Dieser Ansatz versucht, die Stärken des stationären Handels online zu verankern und künftig mit zusätzlichen auf die Kundschaft zugeschnittenen Angeboten zu ergänzen.
Zusammenarbeit und gemeinsame Markenbildung
Kundschaft und Verkäufer*innen profitieren gleichermaßen durch die Standardisierung der Prozesse, Markenbildung und Skalierung, die ein Geschäft allein schwer allein erreichen könnte.
Gemeinsames Innenstadtmarketing und zentrale Bereitstellung von Information
Es gilt die (digitale) Sichtbarkeit und Reichweite insbesondere des kleinteiligen Einzelhandels und der Gastronomie zu erhöhen. Zum anderen müssen die Alleinstellungsmerkmale der Innenstadt und ihres Angebots kommuniziert werden. Das „Storytelling“ wird in das Zentrum dieser multimedialen Kommunikation rücken.
Lokaler Lieferservice – Brücke zum Onlineangebot
Ziel ist es, das Sortiment auch den Kunden zur Verfügung zu stellen, die nicht am Marktgeschehen teilnehmen können. Herausforderung hierbei ist die Lieferung der Produkte, die teilweise in einer Kühlkette stattfinden muss. Insbesondere bei der Logistik bzw. Auslieferung lassen sich Aktivitäten übergreifend für den Markt bündeln.
Verkaufserlebnis verbessern
Die Verknüpfung und Einbettung des Einkaufens als Erlebnis, ist ein wesentlicher Baustein zur Stärkung der innenstädtischen Wirtschaft und des Tourismus. Dazu zählt grundsätzlich ein attraktives kulturelles Angebot wie Veranstaltungen, welche oftmals in den Handlungsbereich der Stadt fallen.
Augmented Reality – Einsatz im Tourismus
Digitalisierung für den Tourismus zielt auf die barrierefreie, nutzerfreundliche und mehrsprachige Bereitstellung von Informationen und auf das Aufenthaltserlebnis ab. In Zukunft wird verstärkt „Augmented Reality“ im Tourismus zum Einsatz kommen, d.h. über unsere Datenbrillen oder Smartphones werden digitale Elemente eingeblendet, wie man es bereits von Fußballübertragungen im TV kennt.
Einführung eines City-Leitsystems
Ein wesentliches Handlungsfeld, ist der Aufbau eines City-Leitsystems. Stadtpläne, Geschäftslagen, Produkte oder aktuelle Events wären damit gesammelt und barrierefrei für Gäste abrufbar. Die intelligente Vernetzung bestehender Angebote steht hier im Vordergrund.
Raum für Begegnung mit hoher Aufenthaltsqualität
Nur eine Innenstadt, die Aufenthaltsqualität, die Möglichkeit zur Zusammenkunft und Raum für Erholung bietet, wird auch künftig Menschen anlocken. Ein guter Mix aus Handels-, Gastronomie-, Gesundheit- und Wellness, Bildungs-, Kultur- und Freizeitangeboten wird weiterhin ein wesentlicher Grund für den Innenstadtbesuch sein.
Durchmischung im Quartier
Das Quartier soll durchmischter werden und damit urbaner und lebendiger werden. Zusätzlich steigt die Erwartung hinsichtlich autofreier und kinder- und familienfreundlicher Verweilräume. Die Wahrnehmung von Sicherheit, Sauberkeit und intelligenter Beleuchtung tragen wesentlich zu diesem Gesamtbild bei.
Datenauswertung und Szenarioentwicklung
Die Verwendung von sozialen Daten des Quartiers und die Analyse von Big Data, wird Städten künftig die Chance geben, wesentlich präzisere Bedarfs- und Anforderungsprofile und Szenarien für die Stadtentwicklung zu erstellen.
Zwischennutzungskonzepte und Pop-Up-Stores
Sogenannte Pop-Up-Stores oder Ausstellungsräume (Showrooms) sollen zur Überbrückung dienen. Dadurch könnten „Experimentierräume“ für junge Einzelhändler und Einzelhändlerinnen und Showrooms für regionale Unternehmen bereitgestellt werden.
Leit- und Parkservicesystem
Ein digitales Leit- und Parkservicesystem soll die Parkplatzsuche erleichtern. Damit kann beispielsweise die Belegung von Parkplätzen für mobilitätsbeschränkte Menschen oder verfügbare E-Ladeinfrastruktur angezeigt und integrierbar gemacht werden.
Ziele für nachhaltige Entwicklung
Folgende der 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDGs) der globalen Agenda 2030 stehen mit diesem Handlungsfeld im Zusammenhang:
Projekte
Ideen
Virtual Reality Aufenthaltserlebnis
Die Nutzung von digitalen Angeboten wie Virtual Reality-Rundflügen unterstützt und ergänzt das Aufenthaltserlebnis in der Stadt Ulm.
Big Data Analyse
Analyse von Big Data um präzisere Bedarfs- und Anforderungsprofile sowie Szenarien für die Stadtentwicklung zu erstellen.
Alles für Ulm
Bündelung aller Ulmer Einzelhändle und deren Produkte inkl. Bestell- und Liefermöglichkeit auf einer Website.
Erprobungsraum zu Smart Payment
Aufbau einer smarten, sicheren, rechtskonformen und handhabaren Zahlungs- und Transaktionsinfrastruktur
PaPaBaTraS
Automatisierung von Einkäufen und Belieferungen mithilfe von Transportrobotern
Erweiterung der Besuchertrenderhebung
Ausbau des Sensornetzwerkes um innerstädtische Frequentierung zu messen
Umgesetzt oder in Umsetzung
Digitale Auffindbarkeit
Steigerung der digitalen Auffindbarkeit, z.B. in Suchplattformen und weiteren Onlineangeboten.
Verknüpfung von Online- und Offlineformaten
Vereinigung der Stärken von Online- und Offlineformaten durch die Integration von Onlineangeboten im Einzelhandel, z.B. durch Apps.
Digitalisierung des Citygutschein-Systems
Durch die Digitalisierung des rund 300 Läden umfassenden Citygutschein-Systems, bieten sich neue Potenziale zur Vernetzung, z.B. mit Angeboten für Touristinnen und Touristen.
Zentrale digitale Informationsplattform
Zentrale Informationsplattform zur Bereitstellung relevanter Informationen zum ÖPNV, Parken, Vernastaltungen oder Einkaufen
Lokale und digital koordinierte Liefernetzwerk
Zusammenschluss kleinerer Läden zu einem lokal und digital koordinierten Liefernetzwerk – u.a. zur Verbesserung der Innenstadtlogistik.
Mehrsprachige Bereitstellung von Informationen
Die mehrsprachige Bereitstellung von Informationen zum Abbau von Sprachbarrieren.
Fortschreibung Innenstadtkonzept 2010–2020
Die Fortschreibung des erfolgreichen Innenstadtkonzepts 2010–2020 als themenübergreifendes Instrument nimmt eine zentrale Rolle in der Stadtentwicklung ein.
Quellen
leer
Literatur
- City Marketing 08/2020
- IHK: Einzelhandelskompendium 2018
- BMO Real Estate Partners 2020: “WHAT’S NEXT, HIGHSTREET? 2020
- Ulm/Neu-Ulm Touristik GmbH 2020
- IHK: Einzelhandelskompendium 2018
- Smart City Fachbeirat Ulm, 10/2020
- Ulmer City Marketing, 10/2020
- Digitalisierungszentrum Ulm, 10/2020
- Ulm/Neu-Ulm Touristik GmbH, 10/2020
- Innenstadtdialog/ GD 100/20 vom 14.10.2020
Links
- https://www.handelsblatt.com/technik/digitale-revolution/augmented-reality-augmented-reality-erlebt-den-durchbruch-und-macht-das-smartphone-zur-virtuellen-umkleidekabine-/26584004.html
- https://www.outletcity.com/de/metzingen/
- https://ulmercity.de/
- https://ulmerleben.de/
- https://ulm-isst.de
- https://www.osnabruecker-land.de/blog/hasewelle-indoor-surfen/
- https://www.future-history.eu/de
- https://www.ulm.de/tourismus/m25/birdly-ulm-stories
- https://www.thuega.de/stadtwerke-der-zukunft/thuega-reallabor-testet-klimastrasse-in-koblenz/
- https://www.smarter-together.eu/projects/smart-neighbourhood-lab-munich
- https://www.iao.fraunhofer.de/de/presse-und-medien/aktuelles/parkplaetze-fuer-logistik-clever-nutzen.html